
Schnitte können mit schweren Steinen auf dem Stoff fixiert werden. Daraufhin wird mit Schneiderkreide der Schnitt nachgezeichnet. Bildquelle: cottonbro studio
Individuelle Mode lässt sich heutzutage nur selten kostengünstig finden. In den üblichen Geschäften gibt es nur sogenannte Stangenware: Kleider, die es in vielfacher Ausfertigung gibt und damit nicht nur von einem selber, sondern auch noch von sehr vielen anderen Menschen getragen werden. Dies ist im Alltag meist kein Problem - peinlicher wird dies aber, wenn beispielsweise auf einer Hochzeit oder einem offiziellen Empfang zwei oder drei Damen im gleichen Kleid erscheinen. In diesem Fall ist jeder froh, der ein individuelles Kleid trägt und sich sicher sein kann, dass niemand dies auch tragen wird. Wer sich ein Kleid schneidern lässt, muss allerdings einiges bedenken. Die Ratgeberseite Helpster bietet dafür einige Tipps an, sodass das geschneiderte Kleid auch wirklich perfekt sitzt. Noch einfacher - und vor allem günstiger - ist es aber, selbst die Kleidungsstücke zu nähen. Was dafür zu beachten ist, erklärt dieser Artikel
1. Welche Ausrüstung muss zum Nähen vorhanden sein?
2. Die wichtigsten Fachbegriffe
3. Die Wahl des passenden Stoffes
4. Zuschneiden, Anprobieren, Nähen
1. Welche Ausrüstung muss zum Nähen vorhanden sein?
Das wichtigste Utensil ist die Nähmaschine. Es ist zwar generell möglich, alles per Hand zu nähen, die Nähte sind dann aber weniger fest und es kann passieren, dass sie, vor allem bei der Maschinenwäsche, aufgehen. Neben der Maschine ist Schneiderkreide wichtig, um Markierungen auf dem Stoff anzubringen, die sich danach wieder entfernen lassen, sowie für Kleider und Röcke einen Rockabrunder. Dies ist eine Vorrichtung, bei der Schneiderkreide entweder eingeklemmt, oder pulverisierte durch einen Schlitz gepustet wird, um einen geraden Saum zu haben. Das Kleid oder der Rock wird dafür getragen und der Rockabrunder einmal um den Saum herumgeführt, dabei wird in regelmäßigen Abständen eine Markierung angebracht. Zur Ausrüstung gehören ebenfalls noch verschieden große Stoffscheren; mit diesen darf nichts außer Stoff geschnitten werden, da sie ansonsten stumpf werden. Stecknadeln, Nähgarn, Heftfaden und Nähnadeln sind ebenfalls zu besorgen.
Ausrüstung:
- Nähmaschine
- Schneiderkreide
- Rockabrunder
- Stoffscheren
- Stecknadeln
- Nähgarn
- Heftgarn
- Heftfaden
- Nähnadeln
2. Die wichtigsten Fachbegriffe
Fachbegriff | Erläuterung |
Abnäher | Keilförmige Nähte, die ein Stück mehr auf Figur bringen |
Absteppen | Von Jeans bekannt; das nochmalige Nähen einer Naht, um vorne eine schöne Kante zu erzeugen |
Fadenlauf | Verläuft parallel zur Kettrichtung und zur Webkante; ist bei einigen Schnittmustern wichtig, damit sie gut sitzen |
Linke Stoffseite | Die Seite, die später am Körper anliegt |
Rechte Stoffseite | Die Seite, die später gesehen wird |
Nahtzugabe | Die Naht verläuft etwa 1.5 Zentimeter von der Kante entfernt; bei einigen Schnittmustern muss diese Zugabe noch hinzugefügt werden. |
Stoffbruch | Ein Stoff liegt meist doppelt auf dem Ballen; einige Schnittmuster verlangen den Stoffbruch: Das Stück wird an die gefaltete Kante gelegt, sodass es nach dem Ausschneiden aufgeklappt werden kann und keine Naht in der Mitte ist |
Heften | Heftgarn ist ein sehr leicht reißendes Garn, dass gern zum vorherigen Anprobieren zum Nähen genutzt wird; sitzt die Naht, kann mit der Nähmaschine einfach darüber genäht und das Heftgarn herausgezogen werden |
Versäumen | Einen geraden und Möglichst unauffälligen Rock/-Kragen-/Ärmelsaum nähen |
Versäubern | Stoffkanten mit Zick-Zack-Stich umnähen, um sie am Ausfransen zu hindern |
3. Die Wahl des passenden Stoffes
Es gibt verschiedene Stoffarten, die sich alle für unterschiedliche Bekleidungen eignen. In einigen Schnittmustern ist angeben, welche Stoffe am besten passen; beispielsweise dehnbare oder eher feste. Ist dies nicht angegeben, hilft die von Farbenmix angebotene Tabelle über die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten der Stoffarten, die im Folgenden dargestellt ist.
Stoffart | Stoffbezeichnung | Nähmöglichkeit |
Webware (kaum bis gar nicht dehnbar) | Baumwolle, Baumwollmischgewebe, Popeline, Leinen, Seide, Jeans, Denim, Canvas, Cord, Velvet, Samt, Tactel, Taslan, Outdoorgewebe | Hosen, Röcke, Kleider, Blusen, Jacken, vielseitige Einsetzbar |
Wirk-/Maschenware (dehnbar) | Singlejersey, Interlock, Bündchenware, Sweat, Nicky, Fleece, Strickstoffe | Röcke, Kleider,Shirts, Jacken, dehnbare Hosen, Leggings |
Mäßig dehnbare Stoffe | Gekockte Wolle, Filz, Walk | Röcke, Kleider, Jacken, Mäntel |
Starre Stoffe | Wachstuch, Lkw-Plane, Kunstleder, Ledre | Jacken bedingt möglich |
4. Zuschneiden, Anprobieren, Nähen
Wenn die Fachbegriffe bekannt sind und die Nähausrüstung beisammen ist, geht es an die Wahl des Schnittmusters. Es gibt die Möglichkeit, diese zu kaufen, oder auch kostengünstig aus dem Internet herunterzuladen - Gratis Schnitte gibt es beispielsweise auf Verflixt & Zugenäht - Mode schneidern. Wenn dieses ausgewählt ist, gilt es, die einzelnen Teile auf den Stoff zu übertragen. Dabei werden sie so gelegt, dass die entsprechenden Teile im Stoffbruch sind, falls dies nötig ist, und außerdem möglichst wenig Stoff verwendet wird. Mit Stecknadeln kann das Muster dann fixiert werden und wird dann mit Schneiderkreide umrahmt. Dabei ist die Nahtzugabe von 1,5 Zentimetern nicht zu vergessen. Im nächsten Schritt werden die einzelnen Stücke ausgeschnitten und geheftet; bevor mit der Maschine genäht wird, ist ein Anprobieren wichtig, da eine Heftnaht einfacher wiederaufzutrennen ist als eine Maschinennaht. Sitzt das Kleidungsstück, geht es ans Nähen. Das Versäubern und Versäumen ist hier nicht zu vergessen, erst danach ist das Kleidungsstück richtig fertig. Die folgende Aufzählung zeigt noch einmal, in welcher Reihenfolge die Schritte zu absolvieren sind, damit ein schönes Kleidungsstück entsteht:
1. Schnittmuster auswählen
2. Muster auf den Stoff legen, mit Stecknadeln fixieren und mit Schneiderkreide umranden
3. Nahtzugabe beachten
4. Ausschneiden
5. Heften
6. Anprobieren
7. Eventuelle Änderungen an den Nähten vornehmen
8. Anprobieren
9. Nähen, Versäubern und Versäumen
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